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Nostalgie … Fernsehen in unserer Kindheit/Jugend

nostalgie

Die älteren unter den Ossies werden sich erinnern, dass mit Fernsehen in den 50ern und 60ern noch nicht viel war. Unser erster Fernseher kam ins Haus als ich 14 war. Bis dahin dominierte das Radio. Es gab da immer schöne Kinderhörspiele wie z.B. der “Bauer Lindemann”, früh den Morgengruß und das “Butzemannhaus”. Als ich etwas größer war, war mein Highlight, wenn ich abends etwas länger aufbleiben durfte und das Hörsiel für Erwachsene mit hören durfte. Dabei wurde meist gestrickt oder in der Weihnachtszeit die vielen gebackenen Plätzchen dekoriert.
Aber die Oma hatte einen Fernseher. Sie wohnte etwa 3 km entfernt am Stadtrand und dort verbrachte ich meine Wochenenden. Gleich nach der Schule wurde dort eingerückt, Ranzen in die Ecke, schnell Mittag gegessen und raus. Es gab da jede Menge Kinder in meinem Alter, wir stromerten durch den angrenzenden Wald, spielten Verstecken, Völkerball auf der Spielstraße, kletterten troz Verbot auf die Bäume und im Winter gings dann mit Ski und Rodel raus. Vor dem Dunkelwerden kamen wir auch nicht rein, oftmals klatschnass und mit eiskalten Füßen und Händen, so dass wir die gefrorenen Schnürsenkel nicht aufbrachten und manchmal konnten wir kaum das Winseln unterdrücken, wenn Finger und Zehen nägelten. Der Badeofen war schon eingeheizt, das Abendessen gerichtet und dann begann das Fernsehprogramm, die S/W-Kiste wurde angeworfen, wir hatten ein Programm und basta. Wie war ich stolz, dass ich nach dem Sandmännchen noch die Abendunterhaltung am Samstag mit anschauen durfte. Es gab da z.B. “Da lacht der Bär”, “Willi Schwabes Rumpekammer”, später dann “Ein Kessel Buntes”. Ich habe mich dabei aufs Sofa gekuschelt, spätestes nach 30 Minuten war ich im Traumreich, wir hatten uns ja draußen ausgetobt. Sie war auch immer mit dabei und wird sich sicher erinnern.
Sonntag Morgen frühstücken und raus. Punkt 10 Uhr wurde die Straße wieder leer, Kinderfernsehzeit für eine Stunde. “Meister Nadelöhr” z.B., am liebsten sah ich “Mach mit-mach’s nach-mach’s besser” mit Adi, eine Spielshow für Kinder mit sportlichen Wettkämpfen. Inzwischen über 70jährig veranstaltet Adi, alias Gerhard Adolph, immer noch derartige sportliche Wettkämpfe mit Kis wie hier 2011 mit den Vorschulkindern von Schwarzenberg. Jannis war mit Begeisterung dabei und seine Kindergartengruppe konnte sich über den 2. Platz freuen.

 

 

Ab 1969 gab es dann auch ein 2. Programm, man brauchte auch eine 2. Antenne dafür und die Sendezeiten waren ebenfalls noch eingeschränkt. Ãœber mittag gabs’s ein Testbild und auch spät nachts war Sendepause. Das hat uns als Kinder aber wenig interessiert.
Schön waren dann immer die Ferien bei Oma, da wurde die mittägliche Sendepause bereits 14 Uhr beendet und es kam ein Ferienprogramm mit einem Kinderfilm. Am schönsten waren die DEFA-Märchenfilme und die russischen Märchen wie z.B. “Abenteuer im Zauberwald” mit der Hexe Babajaga. Bei schönem Wetter allerdings war dann doch lieber draußen sein angesagt.
Heute kann man es sich kaum vorstellen, dass man mit einem eingeschränkten S/W-Programm zufrieden war. Westfernsehen ging hier gar nicht, wir hatten zwischen den Bergen hier schon mit unserem 2. Programm zu kämpfen. Ich habe nix vermisst und eine schöne und abwehslungsreiche Kindheit gehabt.
Als ich 1974 zum Studium ging, hatte ich eine Freundin, die daheim 1a Westfernsehen hatte. Bei ihr habe ich ab und zu ein WE verbracht und dann wie ein neugieriges Eichhörnchen den “Tatort”, die Edgar Wallace-Filme und die Unterhaltungssendungen in mich aufgesogen. Bis spät in die Nacht haben wir geschaut.
ich könnte hier noch so viel dazu schreiben, komme vom Hundertsten ins Tausendste. Aber ich denke, das reicht erst mal.

Dieser Beitrag wurde geschrieben am Sonntag, 09. Februar 2014, 09:20 und wurde abgelegt unter "Nostalgie". Du kannst die Kommentare verfolgen mit RSS 2.0. Du kannst hier einen Kommentar hinterlassen, oder einen Trackback senden von deiner eigenen Seite.

8 Kommentare

  1. Jutta sagt:

    Liebe Brigitte,

    in Berlin konnten wir ja beide Seiten sehen und so bin ich eben mit beiden Seiten groß geworden. Wäre das nicht so gewesen, hätten wir wahrscheinlich auch nichts vermisst. So erinnere ich mich eben auch sehr gerne an die vielen schönen Märchenfilme, die im DDR-Fernsehen gebracht wurden.

    Liebe Grüße
    Jutta

  2. minibar sagt:

    Liebe Brigitte, da hattet ihr ja echt völlig andere Filme als wir hier.
    Aber auf alle Fälle wohl auch interessant.
    Im Prinzip brauchten wir keinen Fernseher zu der Zeit. Was konnten wir draußen unbekümmert spielen, ohne Angst vor Autos zu haben.
    Denn die waren zu den Zeiten noch Mangelware in unserer damaligen Sackgasse.

  3. Täusche ich mich oder höre ich da ein bisschen Wehmut nach den alten Zeiten. Ja, auch ich hatte eine schöne Kindheit und kann mich noch an viele schöne Momente bei meiner Oma erinnern. Fernsehen lief ähnlich ab wie bei Euch, es waren auch nur bestimmte Sendungen erlaubt und diese Eingeschränktheit hat uns nicht geschadet. Aber heute ist heute und man kann leider die Zeit nicht mehr zurückdrehen. Auch sollten wir nicht sagen, früher war alles besser, es war halt anders und jede Zeit hat ihre Vor- und Nachteile. Aber schön zu lesen Dein kleiner Ausflug in die Kindheit.

    liebe Grüsse
    die Weserkrabbe

  4. Bärbeli sagt:

    Ich war auch dabei…. etwas jünger, aber voll im Kinderspielleben integriert…. Es wurde Huppekästel gespielt, Rad gefahren ohne Hände am Lenker (Oma hätte geschimpft wie ein Rohrspatz), Ballgrube und Gummiex gehüpft. Dazu muß man sagen, das es diese Gummis nicht fertig gab, sondern wir bei Oma das Nähkästchen geplündert haben…. Kam nicht so gut an, aber sie konnte nunmal nicht mit uns schimpfen….Hach, war das schön….
    Selbst beim Versteckspielen haben wir die Zeit vergessen. Wenn dann zum Mittagessen gerufen wurde, konnte der Ton von Oma schon mal etwas deutlicher werden. 2x rief sie “Bärbel, komm essen”, diese hörte aber nicht, wenn aber danach das “Barbara Essen” kam, wußte ich es wird Zeit und ernst….Also schnell nach Hause….

  5. Jana sagt:

    Liebe Brigitte,

    ich bin ja nun einiges jünger als du ( Baujahr 1971), aber ich kann dem Geschilderten nur zu stimmen.
    Man hat sich früher viel mehr aufs Fernsehen gefreut, der Samstagabend war ein Höhepunkt im Familienleben, wenn alle frisch gebadet die Samstagabendshow geschaut haben.
    Und ich liebte die Märchen- und Kinderfilme, die im Ferienprogramm gesendet wurden.
    Na und Adi am Sonntagmorgen war Pflicht. Ich durfte ihn zweimal live erleben – zum einen auf dem Sportplatz in meinem Heimatort und zum anderen im Ferienlager in Schneeberg. Da habe ich dann ein Autogramm mit persönlicher Widmung von ihm bekommen, in dem Buch, dass ich gerade mit im Ferienlager hatte – ” Susanne im Märzdorf”. Das machte nach den Ferien die Runde in meiner Klasse.
    Und von Adis tollen Staffelwettkämpfen, habe ich beruflich schon so manches mal profitiert – so, dass ich von Kindern oft die Frage erhielt ” Sind Sie denn Sportlehrerin, dass Sie so tolle Staffeln erfinden können?”. Wenn die um meine wahre Sportlichkeit wüssten. ;o)

    LG Jana

  6. Elke sagt:

    Hallo liebe Brigitte,
    das war ein wirklich interessanter und schöner Bericht, ich hätte ewig weiterlesen können. Unseren ersten Fernseher gab es zum 50. Geburtstag meines Vaters von dessen Chefin, das war also bereits 1959 – ich war 6 Jahre alt. Aber viel zu gucken gab’s ja gar nicht, aber was man sehen durfte und konnte, das war schon eine spannende Sache.
    Liebe Grüße
    Elke

  7. Ach Brigitte, lange nicht mehr so einen schönen Ostalgie-Bericht gelesen.
    Ich bin ja noch ein wenig älter als du – aber so vieles ist gleich. An das Völkerballspiel auf der Straße (keine Spielstraße, aber kaum Autos) erinnere ich mich noch gut.
    Von 1945 bis 1964 habe ich in Görlitz gelebt. Ich weiß wirklich nicht mehr, ob meine Mutter überhaupt einen Fernseher hatte – beim Eiskunstlaufen ging ich immer zu meiner Freundin. – Auch später in Dresden gab es keinen Westempfang und auch keinen Fernseher.
    Ab 1971 in Berlin – und dort bewusst auf einen Fernseher verzichtet. Erst 1979 kam einer ins Haus – ein tragbarer S/W-Empfänger als Trost für meinen Mann, der mit einem dreifachen Beinbruch mit vielen Schmerzen auf der Couch lag.
    Und jetzt habe ich einen großen mit Farbbild – und der bleibt trotzdem fast immer aus, weil ich hier an diesem kleineren sitze und schreibe.
    Erinnerungsgrüße zu dir!

  8. Helga sagt:

    das waren noch Zeiten gell? aber wir hatten Westfernsehen,mit einer Antenne wo wir jeden Abend suchen mußten in welchen Eck was kam, war aber lustig.Ich erinnere mich gerne daran.
    LG Helga

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